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Mittwoch, 14. August 2024 – One of those days…

… an denen Musik mich durch den Tag gebracht hat. genau­er: Das da!

Das ein­zi­ge Konzert, von dem ich bereue, es nicht besucht zu haben, je mehr ich dar­über erfah­re. Von der Geschichte sei­ner Rekonstruktion. Von sei­nem ursprüng­li­chen Anlass. Von der Aufnahme. Von der nach­fol­gen­den Inszenierung. Von den Beteiligten.

Hätte ich Nicolas Brooymans nicht vor­her schon erlebt, hät­te ich danach ange­fan­gen nach Aufnahmen mit ihm zu suchen. Hätte ich Lucile Richardot davor schon ein­mal erlebt, wäre das nicht mein Erweckungserlebnis gewesen.

Ja, es sind über zwei Stunden ohne Pause – aber schaut auch nur das aller­letz­te Stück an, es beginnt bei der Zeitmarke 2:04:50. Das ist pure Freude, gemischt mit Erleichterung. Da sieht man ein Team, das ger­ne zusam­men arbei­tet und jetzt die Früchte jah­re­lan­ger Arbeit ern­ten kann.

(Jetzt sit­ze ich hier schon wie­der mit Pipi in den Augen. Egal. Ich lie­be die­se Musik.)

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Dienstag, 13. August 2024 – Bis jetzt

Morgen wird es wie­der hei­ßen „Gestern war der hei­ßes­te Tag des Jahres“, und dazu wird es Bilder von Leuten am Strand geben oder irgend­was Heiteres mit Wasser. Dass das Ganze für durch­aus nicht weni­ge Menschen lebens­be­droh­lich, wenn nicht sogar töd­lich war, erfah­ren wir dann in ein paar Wochen, wenn unter fer­ner lie­fen wie­der von Hitzetoten die Rede sein wird, als wären die­se Temperaturen im Sommer in die­sen Breitengraden völ­lig nor­mal. Dabei hat sich die Anzahl der Hitzetage seit mei­ner Geburt im Schnitt fast ver­dop­pelt – und wenn es dann doch reg­net, dann kommt immer öfter immer mehr Wasser in immer kür­ze­rer Zeit auf immer mehr Böde, die ver­sie­gelt sind, oder wegen der Dürre das Wasser nicht auf­neh­men können.

Eigentlich müss­ten mitt­ler­wei­le fast alle Menschen mit­be­kom­men haben, dass Wetter nicht das­sel­be ist wie Klima, und doch gibt es noch zu vie­le, die das etwas ist, wor­an man glau­ben könn­te (oder eben nicht). Dabei ist es der Physik völ­lig egal, ob ich an sie glau­be. Wenn ein Fußball mit viel­leicht 80 km/h auf mein Gesicht zuge­flo­gen kommt, dann kann ich durch­aus bezwei­feln, dass sich die Energie aus dem Ball auf mei­ne nicht dar­auf aus­ge­leg­te Nase und die dar­un­ter lie­gen­den Knochen über­tra­gen wird. Ich muss dann aber auch mit der Matsche unter­halb der wahr­schein­lich auch ein wenig defor­mier­ten Brille leben. Oder ich erken­ne die Fakten an und ducke mich weg, um zu ver­hin­dern, dass die­ses sprich­wört­li­che Leder grö­ße­ren Reparaturaufwand in mei­nem Gesicht hervorruft.

Beim Klima geht das mit dem Ducken aber lei­der nicht. Da muss ich mich mitt­ler­wei­le aktiv ver­tei­di­gen, und ich wür­de mir wün­schen, dass da alle, die es in der Hand haben, ähn­lich sähen. Allein: Ein Blick in die renom­mier­ten Medien belehrt mich eines Besseren.

So sehr ich auch nach­voll­zie­hen kann, war­um da agiert wird, wie agiert wird, so wenig kann ich es ver­ste­hen, wenn ich nicht akzep­tie­re, dass für man­che die Macht im jetzt wich­ti­ger ist als alles ande­re. Wenn sie wenigs­tens selbst den Preis dafür bezah­len müss­ten. Aber sie kön­nen es sich leis­ten, und das macht es noch verwerflicher.

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Montag, 12. August 2024 – Out Of Order

Machen wir es kurz: die letz­ten andert­halb Wochen hät­ten nicht sein müs­sen. Für Big C. hät­te ich nicht in die Türkei gemusst. Das hät­te ich mir auch hier ein­fan­gen kön­nen. Andererseits ging mei­ne ver­meint­li­che Mandelentzündung so schnell weg wie noch nie.


Well, then. Zurück in den Alltag. Die Arbeit ist noch immer so tru­belig wie eh und je. Der Hund will noch immer raus, wenn auch nicht in die Hitze, und mir geht es ähnlich.

Was aber immer geht: Kaffee … und jetzt, da die Kaffeemaschine mal wie­der grund­ge­rei­nigt wur­de (was ich schon seit Anfang Juli, da der Wasserfilter sein Lebensende ver­mel­det hat­te, vor mir her schob), geht da auch noch besser.

PS: Etwas Gutes hat­te die Reise nach Jerusalem Ankara dann doch. Der Song, den ich ange­fan­gen hat­te zu tran­skri­bie­ren, ist tran­skri­biert und arran­giert. There is a first for ever­y­thing. (Jetzt muss das Arrangement nur noch ein biss­chen aus­ge­wo­ge­ner wer­den. Die Bässe sol­len schließ­lich auch Spaß haben.)

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Mittwoch, 31. Juli 2024 – Ungewohnte Betriebsamkeit

Gestern stand noch alles in den Sternen. Heute gab es einen Plan. Doch nichts ist mehr zum Scheitern ver­ur­teilt als ein gemach­ter Plan. Insofern ging nach dem Mittagessen doch nicht raus, son­dern blieb bei dem, was ich am Vormittag gemacht hat­te. Da war ein Lied, das ich tran­skri­bie­ren woll­te, um es per­spek­ti­visch arran­gie­ren zu kön­nen, und genau damit ver­trieb ich mir dann den Rest des Tages. Denn mer­ke: Off-Beat ist ein Scheiß-Beat, jeden­falls, wenn man ihn nach Gehör auf­schrei­ben muss.

Immerhin habe ich jetzt statt der ers­ten vier Takte alle knapp 120 Takte schwarz auf weiß ste­hen. Auch die ers­ten Akkorde haben ihren Weg dazu gefun­den und auch die ers­ten Töne der Begleitung sind notiert. Jetzt kann die Arbeit beginnen.


Wo wir schon bei Arbeit sind: An das Ausmaß an Zuvorkommenheit hier muss ich mich noch gewöh­nen. Ich kann mir zum Frühstück zwar den Teller selbst befül­len, einen Tee aber nicht selbst auf­ko­chen. Sobald ich nur die Sorte aus­ge­wählt habe, wird mir alles abge­nom­men. Das bin ich aus dem Land der SB-Tankstellen nicht gewöhnt.


Hatte ich es nicht ges­tern noch mit einem loka­len Guide? Turns out: Ich ken­ne wen aus mei­ner alten Heimat, der wen hier kennt. Ob sich dar­aus was ergibt? We’ll see. Das Internet ist noch immer ein magi­scher Ort.

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Dienstag, 30. Juli 2024 – Edinburgh is very hilly

(Wieder mal ein Titel, der auf etwas anspielt.)

Wie man ruhi­gen Gewissens in die­sen Zeiten noch flie­gen kann, ist mir ein klei­nes Rätsel. Ich kann es jeden­falls nicht. Und doch bin ich geflo­gen. Schlechten Gewissens, aber doch, und auch nicht aus eige­nem Antrieb.

Ergo bin ich jetzt in der Türkei, und auch wenn ich Urlaub dafür ein­ge­reicht habe und auch bis Freitag noch ein wenig Zeit zum Erkunden habe, so ist es doch nicht wirk­lich Urlaub, zumin­dest fühlt es sich nicht so an. Denn wen zieht es schon nach Ankara? Die meis­ten Urlaubenden aus Deutschland fin­den sich dann doch in Istanbul, an den Küsten oder in Kappadokien wie­der. Und war­um auch nicht? Es sind alles Orte, die einen sehr offen­sicht­li­chen Reiz haben. Ankara hingegen …

Ja, es ist die Hauptstadt. Aber sonst? Schon die Recherche im Internet ist müh­sam. Entweder wer­den die immer glei­chen drei bis fünf Attraktionen genannt, und man wird den Eindruck nicht los, dass die Seiten auch noch von­ein­an­der abge­schrie­ben haben – oder man ver­sumpft bei Wikivoyage, wo aller­lei Dinge genannt, aber nur in den aller­sel­tens­ten Fällen auch ver­linkt werden.

Findet man dann doch einen Link, soll­te man über die Qualität der nun anzu­tref­fen­den Webseite bes­ser einen Mantel des Schweigens legen. Wann und wo und wie und zu wel­chem Preis hier jeden­falls Busse fah­ren, lässt sich selbst mit viel Geduld kaum in Erfahrung bringen.

Wäre Ankara jetzt Kühbörncheshof, dann wäre mir das fast egal. Dort hält eh kein Bus, und dort leben auch nur 90 Leutchen. Doch Ankara ist die fuck­ing Hauptstadt der Türkei, in der mehr Menschen leben als in Köln und Berlin zusam­men. Das Saarland könn­te man zehn­mal in Ankara ver­ste­cken und dann hät­te man immer noch Platz für ein Wolfratshausen.

Hier steht die Villa des Staatsgründers Kemal Atatürk und hier wur­de er begra­ben. Hier steht das Parlament und eines der bedeu­tends­ten archäo­lo­gi­schen Museen. Doch zu Fuß und mit Türkisch-Sprachkenntnissen schlech­ter als Sprachniveau A2 fin­de es extrem her­aus­for­dernd, auch nur einen Hauch davon ent­de­cken zu kön­nen. (Das geht gegen dich, Duolingo. Ich habe bis jetzt noch kei­nen Grund gefun­den, jeman­dem zu sagen „Das ist eine klei­ne Schildkröte.“)

Apropos her­aus­for­dernd: Ankara hat mehr Hügel als Rom, Athen, Edinburgh und Seven Hills, Ohio, zusam­men, und jeder ein­zel­ne ist stei­ler als die Mauer von Geraardsbergen. Das macht bei drei­ßig Grad und Sonnenschein zwar kei­nen Spaß zu erlau­fen, sorgt aber immer mal wie­der für gran­dio­se Aus- und Einblicke.


PS: Das Fliegen kann eigent­lich weg. Den Großteil des Montags haben wir mit Warten ver­bracht, und wenn man dann um Mitternacht mit 180 Leute in einer geschlos­se­nen Kabine dar­auf war­tet star­ten zu dür­fen, wäh­rend man eigent­lich schon längst im Landeanflug sein soll­te, dann wünscht man sich über­all zu sein, nur nicht dort, wo die frisch ange­saug­te Außenluft kero­sin­ge­schwän­gert, die Rückenlehnen so dick wie ein Kronkorken und die flüs­ter­lei­sen neu­en Triebwerke ohren­be­täu­bend sind.

PPS: Das Einzige, was mich am Fliegen reizt, sind die Turbulenzen – aber für das Gefühl kann ich auch auf eine Achterbahn gehen.