Eine Firmenfeier und Überstunden unter einen Hut zu bekommen kann eine Herausforderung sein, jedenfalls wenn es noch weitere Termine unter der Woche gibt. Daher bestand mein Tag heute darin, die maximal zulässige Arbeitszeit von zehn Stunden auszureizen. Dass daneben nicht viel Zeit für andere Dinge blieb, lag auf der Hand.
Gut in der Hand lag hingegen mein neuer Rasierer. Er schneidet jetzt noch mehr Barthaare pro Minute, passt sich noch besser an meine Gesichtsform an und hat sogar Bluetooth. Wofür das gut ist? Für der Erweiterung des Fluch-Repertoires bei dem Versuch, den Rasierer mit dem Smartphone zu verbinden. Ein Drama in diversen Akten.
Die rein bildlich gehaltene Kurzanleitung ist so kryptisch gezeichnet, dass mir nicht einmal klar wird, wie der elektrische Barbier eingeschaltet wird. Weg damit und her mit dem Handbuch.
Das „Handbuch mit wichtigen Informationen“ ist allerdings keines. Es ist ein Faltblatt im Format DIN A0, das auf Westentaschegröße gefaltet wurde und in Schriftgröße 7 pt davor warnt, den elektrischen Barbier von Kindern unter 8 Jahren und generell mehreren Personen benutzen zu lassen.
Eine schriftliche Anleitung findet nur, wer die Untiefen des Internets durchwühlt, denn der Hersteller bietet sie auf seiner eigenen Webseite nicht mehr an. Weshalb auch? Sie tut wenigstens, was sie soll: sie leitet an. Jedenfalls in den meisten Fällen, denn ausgerechnet bei der Frage, wie man den elektrischen Barbier mit dem Telefon verbindet, verweist sie auf die Anweisungen in der App.
Die App – natürlich gibt es eine App, denn wozu sonst sollte ein elektrischer Barbier Bluetooth-fähig sein, wenn er schon keine Lautsprecher hat – ist so hilfreich wie die schriftliche Anleitung. Wenn es nicht klappt, solle man sich an den Support wenden. Ich drücke die Ein-Aus-Taste und koppele das Smartphone mit dem Barbier. Es klappt nicht.
Was macht der gemeine User, bevor er sich an den Support wendet? Er googelt. So auch ich, und so stoße ich auf ein Video von einem Menschen, der verspricht, mit seiner Methode würde der elektrische Barbier den Weg zum Smartphone finden auch Leuten, bei denen er sonst nie den Weg fände. Das dreiminütige Video besteht aus belanglosem Geblubber und einer kurzen Sequenz, in der ein Smartphone abgefilmt wird, das einen Screen in der App zeigt, den ich nie zuvor gesehen habe.
Inzwischen habe ich die reine Bluetooth-Verbindung zwischen meinem Smartphone und dem elektrischen Barbier so oft hergestellt und wieder getrennt und den Barbier danach wieder zurückgesetzt, dass der Barbier eigentlich nur noch Rhabarberkuchen im Scherkopf haben dürfte. Ich bin so kurz davor, Bluetooth Bluetooth sein zu lassen und den elektrischen Barbier ganz altmodisch oder irgendwelchen smarten Schnickschnack zu nutzen, doch ich wage noch einen letzten Versuch.
Diesmal wähle ich nicht einfach nur die – sogar fotografisch abgebildete – Modellreihe aus, sondern gebe über ein separates, viel zu gut, weil im Sichtfeld verstecktes Feld die Seriennummer ein. Ich schalte den elektrischen Barbier ein. Die Verbindung ist hergestellt.
Und wozu hab ich mir jetzt das ganze Theater angetan? Damit mir die App sagt, ich hielte ihn falsch. Na, dankeschön.
PS: Morgen ist Sommerfest. Ich hab dann mal gepackt.