Bis vor zwei Wochen war der Donnerstag immer mein Discovery-Tag, aber das ist mangels neuer Folgen jetzt vorbei. Über „Star Trek: Discovery“ haben genügend andere schon genügend Gutes und Schlechtes gesagt, deshalb will ich es nur bei einer Randbemerkung belassen. „Star Trek: Discovery“ hat das Ende bekommen, das es verdient hat, im Guten wie im Schlechten. Dafür, dass es das Franchise neu belebt hat, werde ich es in Ehren halten.
Was der Donnerstag aber immer noch ist – und daran wird sich so schnell wohl auch nicht so viel ändern –, ist mein Betriebsrats-Tag. Der Donnerstag passte uns allen am besten, also treffen wir uns donnerstags, um die Anliegen der Belegschaft zu besprechen und auch eigene Themen zu setzen. Zu manchem sind wir gesetzlich verpflichtet, zu anderem per Gesetz berechtigt. Die Zeit zu haben, in größeren Kontexten denken und diskutieren zu können, ist ein Privileg in unserem hektischen Alltag. So hart manche Entscheidungen in der Vergangenheit auch waren, so wenig möchte ich jede einzelne Betriebsratssitzung missen, denn eine jede von ihnen ist – Hatte ich es nicht erst gestern als Thema? – eine Übung im Finden des eigenen Standpunkts, im Austauschen der Argumente, im Erklären der eigenen Haltung, im Wachstum durch den Widerspruch, eine Übung in gelebter Demokratie.
Mein Jet-Lag-Tag war der Donnerstag noch nie – und er wird es auch nicht mehr werden, auch wenn ich diese Woche erst heute dazu kam, die neueste Folge von „Jet Lag: The Game“ zu schauen, also einen Tag später als sonst.
„Jet Lag: The Game“ ist – nicht ganz nett beschrieben, aber auch nicht ganz falsch – das Hobby dreier sehr privilegierter junger Weißer Männer aus den USA, die (bisweilen von einer befreundeten Person unterstützt) unseren Planeten als Spielfeld für ein paar sehr simple Spiele nehmen. Das Spiel selbst nehmen sie sehr, sich dafür aber umso weniger ernst, und daraus entstehen dann sehr unterhaltsame und liebevoll produzierte Videos. Mit Runden auf Basis von Fangen, Vier gewinnt oder auch Capture the Flag haben sie es bei YouTube so über 670.000 Fans gefunden, die die einzelnen Folgen mit so einer enthusiastischen Ernsthaftigkeit diskutieren, die ich bisher nur da gesehen habe, wo Menschen etwas wirklich lieben.
Ich nehme mich da nicht aus, schon weil da Menschen aus den USA das Hohelied des ÖPNV singen, auch wenn sie für meinen Geschmack viel zu viel fliegen, schon allein, um Staffeln in Europa, Japan oder Neuseeland spielen zu lassen. Mein Einstieg war Staffel 3, eine wilde Runde Fangen auf französischem und deutschem Boden, und jetzt komme ich nicht mehr davon los. Ich will es auch gar nicht, weil es einfach gutes, unperfektes Entertainment ist. Am liebsten würde ich es selbst mal spielen, nur ein wenig ressourcenschonender. Ich hab da schon was vorbereitet. Jetzt bräuchte ich nur noch Zeit und ein paar Leute.