Da kam mir doch noch etwas von der Hochzeit in den Sinn. Ich hatte es schon während der Predigt gedacht, doch danach geschah noch so viel mehr, was das zunächst überlagerte, doch wahrscheinlich ist es das, was mir am ehesten in Erinnerung bleiben wird. Sie war politisch, die Predigt, hoch politisch. Ich dachte mir noch „Oh, das hab ich jetzt noch erwartet.“, denn wer denkt beim Heiraten schon an Widerstand gegen Menschenfeinde, Spalter und Rassisten, wer denkt schon an die Klimakrise? Und doch: Dass der Pfarrer genau das ansprach und sich so klar positionierte und diese Haltung während einer Trauung auf den Punkt brachte, das war gut. Es war neu für mich, und vielleicht wollten es auch nicht alle hören oder hielten es sogar für unangebracht in dem Rahmen, doch letztlich war es mein kleines Highlight, dieser Anspruch und das In-die-Verantwortung-nehmen der Hochzeitsgemeinde: Ihr als Menschen, die in der Hoffnung zusammen gekommen seid, auch ihr müsst den Arsch hoch kriegen, damit es noch was zu hoffen gibt. Das hat mir Mut gemacht, und es lässt mich auch jetzt noch hoffen.
Hoffnung war es auch, die mich etwas schreiben ließ, wofür sich andere drei Minuten durch eine Sprachnachricht mäandert hätten. Was in Vegas passierte … natürlich blieb es nicht dort, denn meine Gedanken nahm ich wieder mit nach Hause, wo sie vor sich hin marinierten (Danke, dass du diesen schönen Ausdruck festgehalten hast, Vanessa) bis zu dem Entschluss zu ebenjener Nachricht. Die Antwort darauf war die bestmögliche, die ich bekommen konnte. Jetzt hab ich noch mehr Hoffnung.
Und als hätten wir noch nicht genug gehofft, hab ich mir im Laufe des Tages noch das TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump angehört. Bei der Antwort auf die erste Frage dachte ich noch „Wenn das mal nicht auffällt, dass das die Antwort gar nicht zur Frage passte“, doch danach hätte es kaum besser laufen können. Was genau geschah, haben schon viele andere berichtet, das muss ich nicht wiederholen. Nur so viel: Harris hatte eine Chance, und sie hat sie genutzt, und auch das macht Hoffnung. Vielleicht sollte ich mir doch den ersten Mittwoch im November freinehmen. Mein lokaler Jetlag wird es mir danken.