Man sollte meinen, dass mein Job ganz schön abwechslungsreich wäre. Oft ist er das auch. Oft genug ist es aber auch nichts anderes als alle paar Minuten dieselben Checklisten abzuarbeiten, gedanklich einen Schritt zurückzutreten und von vorne zu beginnen. Geistige Fließbandarbeit, wenig kreativ und dennoch ganz schön schlauchend. Andere Tage sind erfüllender.
Andere Tage bieten aber auch deutlich weniger Gelegenheiten für musikalische Neuentdeckungen, denn wenig mehr hilft mir besser durch solche Tage als Musik, egal ob es nun eine handkuratierte Playlist ist oder ein ausgeklügeltes Album – was letztlich auch nichts anderes als eine handkuratierte Playlist ist, wenn auch oft mit deutlich weniger Interpret*innen. Manchmal, aber nur manchmal, lasse ich mich auch von Kommissar Zufall aufs Glatteis führen, so wie heute. Und was hat es mir gebracht? Ein bisschen Royal Wood, eine Prise Passenger, ein Hauch Jonathan Roy und eine gute Portion Arkells – und somit mal wieder ein bisschen Erweiterung für meinen Horizont. Wer weiß, vielleicht schafft es ja einer von ihnen auf eine meiner Jahresendzeit-Playlists.
Die Jahresendzeit-Playlists. Auch so eine Tradition, die ich seit nunmehr über zehn Jahre für mich habe. Über das Jahr hinweg speichere ich mir die Stücke, die ich besonders gern gehört habe, und zwischen den Jahren reduziere ich diese Sammlung auf eine CD-kompatible Länge von knapp 80 Minuten (nicht dass ich jemals eine CD davon gebrannt hätte) und sortiere die Stücke, bis sie dramaturgisch zusammen passen. So habe ich an jedes Jahr zweieinhalb Stunden musikalischer Erinnerung, verteilt auf alles, was ich ganz grob unter Alte Musik fasse, und auf den Rest. … und so wie ich mich kenne, wird es eine der heutige Neuentdeckungen zumindest vorläufig auf eine dieser beiden Listen schaffen.
Nicht auf meiner Liste, aber dennoch etwas befremdlich finde ich den Umgang mit Noam Chomsky in den letzten Tagen. Sein Leben scheint sich – nach 95 Jahren durchaus plausibel – dem Ende zu nähern und ich werde das Gefühl nicht los, dass alle nur darauf warten, ihre Nachrufe endlich veröffentlichen zu können. Wenig überraschend, dass es da bei manchen zu einem Frühstart kommen musste. Auch wenn ich um die Mechaniken an der Stelle weiß, bleibt es befremdlich. Als hätten manche schon längst mit dem Leben einer Person abgeschlossen, auch wenn sie noch atmet.