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Dienstag, 18. Juni 2024 – Am fließenden Band

Man soll­te mei­nen, dass mein Job ganz schön abwechs­lungs­reich wäre. Oft ist er das auch. Oft genug ist es aber auch nichts ande­res als alle paar Minuten die­sel­ben Checklisten abzu­ar­bei­ten, gedank­lich einen Schritt zurück­zu­tre­ten und von vor­ne zu begin­nen. Geistige Fließbandarbeit, wenig krea­tiv und den­noch ganz schön schlau­chend. Andere Tage sind erfüllender.

Andere Tage bie­ten aber auch deut­lich weni­ger Gelegenheiten für musi­ka­li­sche Neuentdeckungen, denn wenig mehr hilft mir bes­ser durch sol­che Tage als Musik, egal ob es nun eine hand­ku­ra­tier­te Playlist ist oder ein aus­ge­klü­gel­tes Album – was letzt­lich auch nichts ande­res als eine hand­ku­ra­tier­te Playlist ist, wenn auch oft mit deut­lich weni­ger Interpret*innen. Manchmal, aber nur manch­mal, las­se ich mich auch von Kommissar Zufall aufs Glatteis füh­ren, so wie heu­te. Und was hat es mir gebracht? Ein biss­chen Royal Wood, eine Prise Passenger, ein Hauch Jonathan Roy und eine gute Portion Arkells – und somit mal wie­der ein biss­chen Erweiterung für mei­nen Horizont. Wer weiß, viel­leicht schafft es ja einer von ihnen auf eine mei­ner Jahresendzeit-Playlists.

Die Jahresendzeit-Playlists. Auch so eine Tradition, die ich seit nun­mehr über zehn Jahre für mich habe. Über das Jahr hin­weg spei­che­re ich mir die Stücke, die ich beson­ders gern gehört habe, und zwi­schen den Jahren redu­zie­re ich die­se Sammlung auf eine CD-kompatible Länge von knapp 80 Minuten (nicht dass ich jemals eine CD davon gebrannt hät­te) und sor­tie­re die Stücke, bis sie dra­ma­tur­gisch zusam­men pas­sen. So habe ich an jedes Jahr zwei­ein­halb Stunden musi­ka­li­scher Erinnerung, ver­teilt auf alles, was ich ganz grob unter Alte Musik fas­se, und auf den Rest. … und so wie ich mich ken­ne, wird es eine der heu­ti­ge Neuentdeckungen zumin­dest vor­läu­fig auf eine die­ser bei­den Listen schaffen.


Nicht auf mei­ner Liste, aber den­noch etwas befremd­lich fin­de ich den Umgang mit Noam Chomsky in den letz­ten Tagen. Sein Leben scheint sich – nach 95 Jahren durch­aus plau­si­bel – dem Ende zu nähern und ich wer­de das Gefühl nicht los, dass alle nur dar­auf war­ten, ihre Nachrufe end­lich ver­öf­fent­li­chen zu kön­nen. Wenig über­ra­schend, dass es da bei man­chen zu einem Frühstart kom­men muss­te. Auch wenn ich um die Mechaniken an der Stelle weiß, bleibt es befremd­lich. Als hät­ten man­che schon längst mit dem Leben einer Person abge­schlos­sen, auch wenn sie noch atmet.

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