Vorwort: Dies ist der vierte Teil eines größeren Projekts. Ich möchte im Rahmen von *.txt an diesem Anfang immer weiter schreiben. Eine Idee habe ich im Kopf, aber wohin *.txt mich begleiten wird, das weiß ich nicht. Ich bin gespannt.
Weißt du eigentlich, dass ich dich geliebt habe? Nein, wie solltest du es auch wissen, denn ich habe es dir nie gezeigt, dir und niemandem. Während du dachtest, ich liebte dich, während deine Mutter dachte, ich wäre so ein netter junger Mann, während unser gesamter gemeinsamer Freundkreis dachte, wir wären das Traumpaar des Jahrhunderts, weil wir schon seit der Oberstufe zusammen waren, habe ich dich eigentlich nur gehasst. Ein einziges großes Schauspiel, und nicht einmal jetzt kannst du hinter die Bühne treten und das ganze Theater enttarnen als das, was es ist.
Obwohl: Wer weiß schon, wo du jetzt bist? Wenn es doch ein Leben nach dem Tod gibt, bist du jetzt dort und kannst dir endlich alle Akte unseres Dramas anschauen? Oder bleibt dir auch dieses Mal der Zugang durch die Kulisse verborgen? …
Warum liegt mir eigentlich so viel daran, dich doch nicht so unwissend zu wissen wie du warst, und so überrascht? Und wo bleibt endlich dieser blöde Zug? … Wie stets in meinem Leben kommt er natürlich erst, wenn ich mich über seine Verspätung aufregen, und wie stets ist es auch nur eine Illusion, der ich mich hingebe, weil sie so schön ist. Schier endlos dauern die Sekunden, die der Zug noch braucht, bis er zum Halten kommt und er sich auf den bis dato leeren Bahnsteig übergibt und mich zum Spielball der Gezeiten macht.
Deine braunen Augen. Sie starren mich an, mein Anker in diesem Getöse. Ich will zurückweichen und stehe doch still. Erst als der letzte Fahrgast aus dem Zug herauströpfelt, falle ich nach vorn, in den Zug hinein.
Deine braunen Augen. So ausdruckslos habe ich sie noch nie gesehen, nicht einmal als du da lagst und darauf wartetest, dass ich aus meinem Erstaunen wieder zu mir fand. Es war so einfach gewesen.
Ich war aufgestanden und hatte die Taschentücher achtlos fallen gelassen, hatte meine Boxershorts übergestreift und dann nichts. Schon da hattest du mich aus diesen, deinen so haselnussigen Augen angestarrt und gefragt: Warum? und auch jetzt blickst du mich an, wortlos, und fragst: Warum?
Statt der sonnigen Ausfahrt aus dem Bahnhof sehe ich nur dich, nur dein fragendes Gesicht, als läge ein Farbfilter vor meinen Augen. Immer bist du da, jetzt mehr denn je.
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