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Sonntag, 25. August 2024 – Kommt alles zurück

What a Woche. Wo soll ich da anfan­gen? Wahrscheinlich ist ein chro­no­lo­gi­sches Vorgehen am einfachsten.


Mittwoch also. Ein Tag mit mehr als genug Arbeit und einem Aufbruch gen Düsseldorf. Unspektakulärer wur­de es dann nicht mehr.

Der Donnerstag bot einen Meeting-Marathon son­der­glei­chen, aber das hat­te auch etwas Gutes für sich. Es gab ein wenig Bestätigung und ein wenig Inspiration, und danach noch ein paar wert­vol­le Gespräche, die ich so nicht gehabt hät­te, wenn ich im Home-Office geblie­ben wäre.

Neben die­sem einen Meeting am Donnerstag war aber das Firmenevent am Freitag der eigent­li­che Grund, war­um ich ins Dorf an der Düssel gefah­ren war, denn als klei­nes Dankeschön für mehr als fünf Jahre Treue in einer Branche, in der im Schnitt alle zwei bis drei Jahre der Job gewech­selt wird, hat­te sich unse­re Geschäftsführung etwas Nettes aus­ge­dacht, was ich – Zufälle gibt’s – selbst schon bei einer Recherche gefun­den hat­te, als mir in den Sinn gekom­men war, dem Event-Team für das Sommerfest eine Art Schnitzeljagd in Anlehnung an „Jet Lag The Game“ vor­zu­schla­gen. Schon als ich die ers­ten Indizien gese­hen hat­te, war ich ent­spre­chend gehypt, und die­ser Hype hielt auch bis zum Ende des Spiels und konn­te auch die klei­nen Quirks über­spie­len, die es dann doch gab. Im Anschluss ging es dann noch in ein Restaurant, wo wir den Abend bei noch mehr Gesprächen aus­klin­gen las­sen konnten.

Am Samstag mach­te die Bahn auf mei­nem Heimweg dann wie­der Bahn-Dinge, wodurch ich ein paar Stunden Zeit in Wiesbaden hat­te. Es ist auch schon span­nend: Erst fuhr nix nach Wiesbaden (die Älteren wer­den sich noch erin­nern), jetzt hal­ten dort sogar ICEs, Riedbahn-Sanierung sei Dank. Auch schön. Den Bahn-Nerd freut’s und Wiesbaden ist eh eine Reise wert. Dass ich am Ende doch auch noch nach Hause kam, freu­te dann auch Mann und Hund.

Der Sonntag war im Vergleich zum Rest der Woche fast ereig­nis­los. Der Hund kam viel raus, und ich kam mit, und dann schrie­ben mich fast zeit­gleich noch zwei alte Bekannte an, und das Gefühl war wie beim letz­ten Gespräch. So dür­fen Wochen enden, vor allem Wochen, in denen da Weltgeschehen wenig Nettes zu bie­ten hat.

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Dienstag, 20. August 2024 – Fishing with My Dad

Auch nach zwei­ein­halb Jahren mit Hund kann man hier immer noch neue Leute mit Hund ken­nen­ler­nen. Besonders span­nend ist es aber, wenn die den Hund schon ken­nen, den zwei­ten Dosenöffner aber noch nicht. Dann steht man da vor Leuten, die einem was erzäh­len, wovon man nix weiß, und dann bleibt einem nur übrig, nennt zu lächeln und ver­stän­dis­voll zu nicken. Und zuhau­se dann mal nach­zu­fra­gen, wer das eigent­lich war.


Tage, an denen ich neue Sänger*innen ent­de­cken kann, sind gute Tage, vor allem wenn sie mei­nen Horizont erwei­tern. Sollte ich auf mei­ne alten Tage etwa doch noch so lang­sam ein etwas roman­ti­sche­res Repertoire für mich ent­de­cken? Well, es könn­te schlim­mer sein. Vor allem, da ich die Gelegenheit habe, mich direkt mit eben­je­nem Sänger aus­zu­tau­schen. Das ist bes­ser als in der zwei­ten Reihe zu sit­zen. In der ers­ten Reihe soll­te man in einem Opernhaus eh nie ohne Regenschirm erscheinen.


Wenn die Leute wüss­ten, was man nur mit ihrem Vornamen und einem ein­zi­gen aus­sa­ge­kräf­ti­gen Attribut her­aus­fin­den kann … wobei: Das könn­te man bestimmt auch über mich. Well. Bei ande­ren braucht man ein biss­chen mehr Fleisch.

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Montag, 19. August 2024 – Michael Scott und noch mehr Michaels

Über man­che Themen kann ich nicht ein­mal hier spre­chen. Der Gesangverein gehört nicht dazu, zum Glück, denn bei dem steht bald das Sommerfest an. Ich kann lei­der nicht dabei sein. Da es aber ein Singalong geben soll, braucht es dafür Texte, die man mit einem Beamer an eine Leinwand wer­fen kann. Diese Texte wol­len aber gesetzt wer­den. Also habe ich in den letz­ten Tagen rund 20 Lieder in Strophen, Refrains und Bridges geglie­dert und auf unzäh­li­ge Folien ver­teilt. Jetzt müss­ten nur noch die QR-Codes funk­tio­nie­ren, dann hät­te die­se elen­di­ge Fließtextarbeit auch ein Ende. But that’s a pro­blem for future me.


Was immer geht, ist ein guter Podcast. Wenn er Tiefgang hat und den­noch unter­halt­sam ist, ist das schon ein­mal nicht ver­kehrt. Ein gutes Beispiel dafür ist „The Guilty Feminist“, der jedes Mal aufs Neue beweist, wie vie­le femi­nis­ti­sche Perspektiven es auf die Welt doch gibt – und vor allem, dass kei­ne Person per­fekt sein muss, um sich Feminist*in nen­nen zu dürfen.

Moderiert von Deborah Frances-White und wech­seln­den Co-Hosts heißt es „I’m a femi­nist, but…“ und dann kommt irgend­et­was ver­meint­lich Unfeministisches, was aber in der Regel humor­voll ist, und so schafft der Podcast den Spagat zwi­schen einem erns­ten Thema und einer gewis­sen Leichtigkeit.

Und so trug es sich zu, dass ich mal wie­der mei­ne abso­lu­te Lieblingsfolge hör­te, die unter dem Motto „Finding your Power“ stand. Warum sie mei­ne Lieblingsfolge ist? Unter ande­rem weil sich am Ende von einem biss­chen Smalltalk mit dem Publikum ein Lehrstück in Sachen „I’m a femi­nist, but…“ ergab. Für den rest müsst ihr schon selbst reinhören.

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Sonntag, 18. August 2024 – Auf der Walz

Wer hät­te gedacht, dass die letz­ten Tage so abwechs­lungs­reich wür­de? Ich jeden­falls nicht.

Mein Kalender sah nur ein Abendessen mit Freunden und eine Chorprobe vor. Mein Leben hat­te ande­re Pläne mit mir.


Ja, das Abendessen mit Freunden fand statt. Damit war der Donnerstag schon mal gelungen.

Aus der Chorprobe am Freitag wur­de aber eine Chorprobe mit Nachgespräch, denn da sind Konzerte in der Planung, und sowas lässt sich nicht in fünf Minuten bespre­chen. Da die Bahn dann noch eher fuhr als in der App ange­zeigt, war ich am Ende dann andert­halb Stunden spä­ter im Bett als geplant, und somit genau genom­men erst am Samstag.

Am Samstag hat­te ich dann eigent­lich nichts vor außer aus­zu­schla­fen. Das klapp­te dann auch noch. Zum Abend wur­de ich aber von C. mit einem klei­nen Einkauf beauf­tragt. Der ende­te in einem zwei­stün­di­gen Ausflug in die benach­bar­te Großstadt, da von dort die Busse nur noch spo­ra­disch zurück fuh­ren. Statt des geplan­ten Abendessens (man wünsch­te sich Saté-Hähnchen eines chi­ne­si­schen Restaurants) muss­te man­gels Personals eine Alternative her.

So weit, so gut … wäre ich nicht im Bus nach Hause mit zwei Gesellen in Kluft (einer in blau, einer in schwarz) ins Gespräch gekom­men. Sie stan­den dort im Mehrzweckbereich und ver­such­ten aus dem halb dunk­len Display mit den künf­ti­gen Haltestellen schlau zu wer­den. Die dort genann­ten Orte waren auf ihrer Deutschlandkarte im Maßstab eins zu Wirklich-was-erkennen-kann-man-nicht ein­fach nicht zu fin­den. Das Gefühl ver­lo­ren zu sein, stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

Das reich­te für vie­le im Bus, um bei bei­den mehr oder min­der unauf­fäl­lig zu beob­ach­ten. Als alter Couchsurfer, der in sei­ner Couchsurfing-Zeit mehr gehos­tet als gesurft hat­te, war ich statt­des­sen so frei, die bei­den ein­fach anzu­spre­chen. Ja, sie such­ten noch einen Platz zum Schlafen. Aus Kaiserslautern hat­ten sie erfolg­los ver­sucht her­aus­zu­kom­men, wes­we­gen sie nun im Bus saßen. Eigentlich woll­ten sie über Otterbach ganz grob in Richtung Norden, doch der Bus, in dem ich sie traf, fuhr weder nach Otterbach, noch nach Norden. West-Nord-West hät­te es eher getrof­fen, und wären sie an der Endhaltestelle ange­kom­men, wären sie heu­te von dort kaum mehr weg­ge­kom­men. Wie will man auch einen Rufbus rufen ohne Telefon? Und wel­che Nummer will man dann anru­fen, wenn man sie sich nicht an der Haltestelle notiert hat? Wer nimmt einen schon mit in einem 1.500-Seelen-Dorf, das zwar zwei Bäckereien, aber kei­ne brauch­ba­re Anbindung an irgend­et­was hat?

Sie hat­ten Schutzhütten im Sinn, doch das Beste (und Einzige), was mir ein­fiel, wäre ein zen­tral wie nichts gele­ge­ner Pavillon gewe­sen. Spätestens um halb sechs wären da die ers­ten Leute mit ihren Hunden vor­bei­ge­kom­men. Ein guter Platz für einen ruhi­gen Schlaf war das nicht. Also tat ich das, was ich am bes­ten kann für Leute, die ich gera­de ein­mal zehn Minuten ken­ne: Ich bot ihnen ein Zelt und unse­ren Garten an. Auch wenn ich nicht auf­ge­räumt hat­te, konn­te ich doch guten Gewissens C. vor­schie­ben, der ein­fach kei­ne frem­den Menschen über Nacht in der Wohnung haben möch­te. So unter­schied­lich kann man sein.

Doch das Zelt schien den bei­den zu rei­chen. Sie woll­ten bloß nicht nass wer­den, und dafür war es gut genug.

Nachdem ich also voll­ende­te Tatsachen geschaf­fen hat­te, frag­te ich dann auch mal die Nachbarschaft im Haus, ob das über­haupt okay wäre. Es war. Ich brach­te den bei­den Zelt und Isomatte und ein wenig Licht und wünsch­te ihnen eine gute Nacht. Würden wir uns am nächs­ten Morgen noch sehen: gut. Wenn nicht, könn­ten sie ein­fach alles ste­hen und das Zelt trock­nen lassen.

So ging ich also hoch. Es gab den alter­na­ti­ven Essensplan, und wäh­rend des Essen vor sich hin sim­mer­te, kram­te ich ein paar tou­ris­ti­sche Karten der Region aus mei­nem Fundus und zeich­ne­te eine paar in OpenStreetMap notier­te Schutzhütten ein. Wer weiß, wofür es gut ist.

Am nächs­ten Morgen muss­ten wir früh raus. Ich hing ihnen die Karten und eine klei­ne Notiz (mit einem Tipp für die wei­te­re Routenplanung) und einen klei­nen Schein ans Gartentor und wir ver­schwan­den auf den Hundeplatz. Als wir zurück­ka­men, waren die bei­den im Begriff zu gehen, und so konn­te ich mich von den bei­den noch ein­mal ver­ab­schie­den. Ich wüss­te ja gern, ob sie schon ihr Ziel erreicht haben.


PS: Am Nachmittag ging es noch zu mei­ner Schwester, denn ich hat­te noch ein Geburtstagsgeschenk für sie. Dazu gab es Kuchen und eine Roséwein, den ich als jemand, der kaum Roséwein trinkt, ihr unbe­dingt vor­stel­len woll­te. Und so zeigt sich wie­der ein­mal, dass in Gesprächen oft die bes­ten Ideen entstehen.

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Mittwoch, 14. August 2024 – One of those days…

… an denen Musik mich durch den Tag gebracht hat. genau­er: Das da!

Das ein­zi­ge Konzert, von dem ich bereue, es nicht besucht zu haben, je mehr ich dar­über erfah­re. Von der Geschichte sei­ner Rekonstruktion. Von sei­nem ursprüng­li­chen Anlass. Von der Aufnahme. Von der nach­fol­gen­den Inszenierung. Von den Beteiligten.

Hätte ich Nicolas Brooymans nicht vor­her schon erlebt, hät­te ich danach ange­fan­gen nach Aufnahmen mit ihm zu suchen. Hätte ich Lucile Richardot davor schon ein­mal erlebt, wäre das nicht mein Erweckungserlebnis gewesen.

Ja, es sind über zwei Stunden ohne Pause – aber schaut auch nur das aller­letz­te Stück an, es beginnt bei der Zeitmarke 2:04:50. Das ist pure Freude, gemischt mit Erleichterung. Da sieht man ein Team, das ger­ne zusam­men arbei­tet und jetzt die Früchte jah­re­lan­ger Arbeit ern­ten kann.

(Jetzt sit­ze ich hier schon wie­der mit Pipi in den Augen. Egal. Ich lie­be die­se Musik.)