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Sonntag, 23. Juni 2024 – Menschen

Sonntags kann man auch mal auf den Wecker ver­zich­ten. Der wird das schon über­le­ben. Und selbst wenn ich in Betten wie ein Stein schla­fe, kommt selbst dort irgend­wann der Punkt, an dem der Hund mich wach bekommt, zum Beispiel, weil er ein nur all­zu welt­li­ches Bedürfnis hat – aber zu einer zwei­stel­li­gen Stunde ist das durch­aus legi­tim. Danach lässt sich dann auch deut­lich ent­spann­ter früh­stü­cken, zumal es die am Freitag geret­te­ten Brötchen frisch auf­ge­ba­cken gab. Und auch wenn der Tisch auf dem Balkon arg klein ist, lässt es sich dort aus­hal­ten, wenn man die Fensterbank für die Brotaufstriche mit in Beschlag nimmt. Memo an mich selbst: die klei­nen Teller pas­sen besser.

Statt vor Ort dann eine grö­ße­re Gassirunde zu gehen, ging es dann aufs Land zur Verwandtschaft von C. Menschen kön­nen doch so ver­schie­den sein, aber irgend­wann ist auch genug. Da braucht es dann ein Eis vom Eisautomaten (für irgend­was muss das Landleben ja gut sein, wenn man schon nicht in jedem Ort ein Eiscafé haben kann), und das war genau rich­tig. Die Sorte Spaghettieis war sogar ziem­lich gut.

Der Rest des Tages war dann ange­mes­sen unproduktiv. 

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Samstag, 22. Juni 2024 – Vorbereitungen

Durchfall braucht kein Mensch, und Haustiere brau­chen ihn noch viel weni­ger. Während ich näm­lich mer­ke, wann es pres­siert, und dem­entspre­chend Aktionen ergrei­fen kann, gibt es zwi­schen Frau Doktor Hund und uns eine klei­ne Sprachbarriere. Zwar merkt auch sie, dass da etwas ihren Körper ver­las­sen will, aber aufs Klo gehen kann sie nicht und die Wohnungstür bekommt sie nicht geöff­net. Dafür hat­ten wir gesorgt, nach­dem sie der­einst mal bei der Nachbarin im Erdgeschoss vor der Tür stand. Also kann sie nur erwar­tungs­voll im Flur sit­zen und fie­ßen und hof­fen, dass wir sie verstehen. 

Ebenjener Durchfall hielt mich dann davon ab, einen Erste-Hilfe-Kurs für Hunde zu besu­chen. Dafür konn­te ich ein paar Plakatentwürfen für den Chor noch ein wenig Feinschliff ver­lei­hen, den sie bit­ter nötig hat­ten. „Sommerfest“ als Thema ist näm­lich zunächst mal so vage, dass man damit alles und nichts machen kann. Mittlerweile bin ich mit den mög­li­chen Designrichtungen aber zufrieden.

Irgendwann im Laufe der Pixelschubserei erhielt ich dann eine Benachrichtigung. Mein Paket, mit dem ich erst am kom­men­den Montag gerech­net hat­te, war da. Damit habe ich jetzt wie­der reich­lich Lesestoff von der Bundeszentrale für poli­ti­sche Bildung. Die kann ich ohne­hin nur allen emp­feh­len, die sich gesell­schaft­lich, his­to­risch oder poli­tisch wei­ter­bil­den wol­len, denn dort gibt es für sehr klei­nes Geld einen guten Grundstock, um in vie­le Themen ein­zu­stei­gen. In mei­nem Fall war das genau das Richtige, um mir ein biss­chen Wissen rund um Kommunalpolitik, spe­zi­ell auf dem Land anzu­eig­nen. Wenn ich also dem­nächst über kom­mu­na­le Selbstverwaltung schrei­ben soll­te, kommt das nicht von ungefähr.

PS: Die Moro’sche Suppe scheint Wunder zu wir­ken. Der Hund hat sei­ne Verdauung wahr­schein­lich wie­der im Griff.

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Freitag, 21. Juni 2024 – Hidden in plain sight

Einer die­ser Tage, an denen ich mei­nen Wecker nicht hör­te, aber den­noch recht­zei­tig wach wur­de. Rechtzeitig für den Hund und recht­zei­tig für den rest­li­che Tagesplanung, die einen pünkt­li­chen Feierabend trotz Überstunden vorsah.

Dass ein Meeting wegen eben­je­ner Überstunden aus­fiel … so lang­sam kekst es mich an, denn es wird schon seit Wochen wegen der Auftragslage ver­scho­ben. Wenn es denn dann irgend­wann mal wie­der statt­fin­den wird, dann wer­den wir wahr­schein­lich zunächst ein­mal reka­pi­tu­lie­ren müs­sen, was zuletzt geschah (und dabei die unter­schied­li­chen Erinnerungen auf einen Nenner brin­gen), und dann ist das Meeting auch schon wie­der vorbei. 

So lang­sam dürf­te es mit den Überstunden auch mal gut sein. Dabei hat es mich bei wei­tem nicht am schlimms­ten getrof­fen. Ich mag mir gar nicht aus­ma­len, wie es mei­nen Kolleg*innen damit geht. Ich muss es mir auch gar nicht aus­ma­len. Sie erzäh­len es zum Glück.


Der Abend hat­te dann ande­re Pläne mit mir vor als ich mit ihm, und so ende­te ich gestal­ten­der­wei­se in einer S‑Bahn und mach­te anschlie­ßend noch ein wenig Mannheim unsi­cher. Ich konn­te ein paar Gebäckstücke vor der Entsorgung ret­ten und mei­nen Hunger mit einer pas­sa­blen Pizza stillen.

Pizza ist hier eh so eine Sache. Es fängt schon damit an, dass es im Normalfall nur zwei vege­ta­ri­sche Pizzen auf der Karte gibt: Margherita und Vegetaria, wobei auf letz­te­rer dann zumeist alles an Gemüse ist, wovon noch Reste übrig sind. Dass die­se Pizzen sich dann nicht zwi­schen knusp­rig und fluf­fig ent­schei­den kön­nen und am Ende ent­we­der bei­des oder nichts sind, kommt dann noch dazu – und Pizzabrötchen? Die gibt es hier nicht. Das Konzept „Pizzabrötchen“ ist der Pfalz gänz­lich fremd. Dass es hier im Speckgürtel von Kaiserslautern eh nur eine Pizzeria pro Dorf gibt, die dann meis­tens auch noch Burger und/oder Schnitzel und oder indi­sche Gerichte anbie­tet, macht die Auswahl letzt­lich auch nicht grö­ßer, obgleich sie alle einen Lieferdienst anbie­ten. Insofern war die heu­ti­ge Pizza eine Wohltat.


Und dann war da noch das que­e­re Pärchen, das mich in Mannheim in bemüh­tem Deutsch frag­te, ob das der Zug nach Kaiserslautern sei, und ich hät­te ihnen so ger­ne gesagt wie schön ich fin­de, dass sie ihre Zuneigung in aller Öffentlichkeit zeig­ten, weil es so ein sel­te­ner Anblick ist, aber das ein­zi­ge, was ich erwi­dern konn­te, war „Ja, der fährt nach Kaiserslautern“ und ein hof­fent­lich als auf­rich­tig wahr­ge­nom­me­nes Lächeln.

— Hendryk (@pillenknick@toot.community) 2024–06-21T20:20:53.949Z

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Donnerstag, 20. Juni 2024 – Garten-Office

Wenn ich schon mei­ne Arbeitskolleg*innen nicht mehr so oft live und in Farbe sehe, weil mein Weg ins Büro mitt­ler­wei­le knapp 300 Kilometer lang ist, dann ist es nur mehr als fair, dass ich jetzt bei ent­spre­chen­dem Wetter auch im Garten arbei­ten kann. Es ist zwar auf Dauer nicht wirk­lich ergo­no­misch auf Gartenstühlen an Gartentischen zu hocken, (und nur einen Bildschirm zur Verfügung zu haben, bedeu­tet einen Bildschirm zu wenig zur Verfügung zu haben), aber für einen mee­ting­las­ti­gen Nachmittag ist das durch­aus vertretbar.

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Mittwoch, 19. Juni 2024 – Wenn es am schönsten ist

Die Kunst einen guten Abgang zu machen, beherr­schen nicht vie­le. Da sind die­je­ni­gen, die nicht los­las­sen kön­nen, bis ihnen ihre Rolle ent­ris­sen wird. Da sind die­je­ni­gen, die sich pflicht­be­wusst, aber amts­mü­de durch ihre letz­ten Jahre quä­len. Da sind die­je­ni­gen, die nahe­zu unbe­merkt ver­schwin­den, bis die Frage auf­kommt „Was macht eigent­lich sound­so?“ und unbe­ant­wor­tet bleibt. Da sind die­je­ni­gen, die im Groll alles hinschmeißen. 

Und dann sind da die­je­ni­gen, die bewusst den Schlussstrich zie­hen zu wis­sen, sei es, weil es gera­de am schöns­ten ist, oder weil sie mer­ken, dass sie ihren eige­nen Ansprüchen nicht mehr genügen.

In eine die­ser bei­den Kategorien fal­le ich mit mei­nen bis­he­ri­gen Abschieden auch, und es ist nicht die schmei­chel­haf­te­re der bei­den. Umso mehr zie­he ich mei­nen Hut vor den Missfits (die Älteren wer­den sich noch erin­nern an Matta und Lisbeth, an Frau Nölle und Frau Lehmann-Brack, an Cora von Ablaß-Krause und Gsielinde Geisiemeisie) und jetzt aktu­ell vor Malu Dreyer, ihres Zeichens künf­ti­ge Ministerpräsidentin a.D. von Rheinland-Pfalz, dem Bundesland, in dem ich lebe. 

Ich konn­te mir heu­te die Pressekonferenz zu ihrem Rückzug vom Amt der Ministerpräsidentin anschau­en. So sehr man Politiker*innen oft anmer­ken kann, dass sie meh­re­re Rollen aus­fül­len müs­sen (als Wahlkreisabgeordnete, als Parteimitglieder, als Funktionär*innen), die ab und an auch wider­stre­ben­de Ziele haben, dass sie bis­wei­len zuspit­zen müs­sen, um gehört zu wer­den, wäh­rend sie in ande­ren Situationen wort­reich nichts sagen dür­fen, weil sie auf­ein­an­der ange­wie­sen sind über den Moment der Empörung hin­aus, so sehr konn­te ich in die­ser Pressekonferenz doch eine Person erle­ben, die dar­über hin­aus nach vie­len, vie­len Jahren in der Politik noch immer für ihren Job brann­te. Brennt. Die noch immer lei­den­schaft­lich davon spricht, wie sie Dinge ver­än­dern kann anstatt die Umstände nur zu verwalten.

Insofern bin ich sehr gespannt, wie sich ihr desi­gnier­ter Nachfolger, Arbeitsminister Alexander Schweitzer, machen wird. Ich kann­te ihn bis­lang noch nicht, denn bis dato war ich schänd­li­cher­wei­se noch nicht in den Niederungen der rheinland-pfälzischen Landespolitik eingetaucht.

Vielleicht ist es jetzt ein guter Zeitpunkt, das zu ändern.

In der Demokratie gehört es sich nicht einen Karriereplan zu haben.

– Alexander Schweitzer, desi­gnier­ter Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, auf die Frage, ob er geplant hat­te Ministerpräsident zu werden